Ein Munitionstest erhöht die Schussleistung, d.h. die Schüsse streuen weniger. Das obige Bild zeigt das Ergebnis eines Luftgewehr-Munitionstests, der auf dem Testschießstand von August und Silvia Huesmann in Löningen durchgeführt wurde. Linkes Teilbild: Mit einer guten Vereinsmunition schoss das eingespannte Gewehr bei einem 7,3 mm großen Trefferkreis 105,2 Ringe. Rechts: mit der am besten zum Gewehr passenden Munition verkleinerte sich der Trefferkreis auf 5,9 mm, die Ringzahl erhöhte sich auf 107,8 Ringe. Beim Luftgewehr gilt ein Trefferkreis mit 6 mm oder weniger als sehr gut, beim KK-Gewehr sind es 15-16 mm Durchmesser oder weniger.

Beim Test in Löningen schoss dasselbe Luftgewehr mit 10 Schuss mit der passenden Munition 2,6 Ringe mehr. Das sind hochgerechnet 7,8 Ringe bei 30 Schuss und 10,4 Ringe bei 40 Schuss!

Für die Streuung der Schüsse gibt es mehrere Gründe und natürlich ist die größte Fehlerquelle der Schütze selbst. Mit einem Munitionstest aber minimiert der Schütze immerhin eine der Streu-Ursachen: eine nicht optimal zum Lauf passende Munition.

Weder gibt es das beste Gewehr oder die beste Pistole noch gibt es die eine beste Munition. Es gibt nur die zu einem Lauf am besten passende Munition. Welche das ist, kann man nur durch einen Munitionstest herausfinden.

Denn niemand kann vorhersagen, welche Munition sich am Ende eines Tests als die am besten passende herausstellt. Es ist meist nicht die teuerste und nicht die eines bestimmten Herstellers. Bis heute weiß man nur, dass die Schussleistung eines „Lauf-Munitions-Paares“ von der Produktionscharge der Munition abhängt.

Deshalb tragen Munitions-Verpackungen eine Chargennummer. Wenn der Schütze beim Test „seine“ Munition gefunden hat, kauft er z.B. seinen Jahresbedarf aus nur dieser einen Charge. Beim nächsten Munitionstest, im nächsten Jahr, wird er eine andere Charge eines möglicherweise anderen Herstellers finden. Eine Charge wird auch „Los“ genannt, und in der Tat hat die ganze Munitionsgeschichte etwas von einer Lotterie.

Erst nach dem Munitionstest kann der Schütze die Schussleistung seines Sportgeräts richtig einschätzen. Der Munitionstest schafft beim Schützen Vertrauen in die ausgesuchte Munition.

DSB-Webinar zum Thema Munitionstests für Luftdruck- und KK-Gewehre: Fragen und Anworten

Das vom Deutschen Schützenbund (wie immer in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Olympischen Sportbund) zum Thema Munitionstest am 26.07.2023 veranstaltete zweistündige Webinar hatte mehr als 500 Teilnehmer. Der erste Teil des Webinars erwies sich leider als schwer erträgliche Werbeveranstaltung des Munitionsherstellers RWS.

Der zweite, weitaus informativere Teil bestand in live vorgeführten Munitionstests auf dem Firmen-eigenen Schießstand. Dabei beantworteten die DSB-Nationalkader-Schützen Maximilian Dallinger (Gewehr) und Paul Fröhlich (Pistole) die Fragen der Moderatoren und von Webinar-Teilnehmern.

Maximilian Dallinger (links) und Paul Fröhlich

Die interessantesten Fragen und Antworten werden hier – unvollständig, gekürzt und mit eigenen Worten – wiedergegeben, grob sortiert nach „Luftgewehr/Luftpistole“, „Kleinkaliber“ und Allgemeinem zur Lagerung von Munition sowie zum im Raum stehenden Bleiverbot.

Wer sollte zum Munitionstest gehen?

Oft werden Ringzahlen genannt, ab der sich ein Munitionstest lohnt. Tatsächlich sollte jeder Schütze gehen, der ein wenig Ambition zeigt, indem er z.B. an Wettkämpfen teilnimmt. Der entscheidende Punkt am Munitionstest ist das Vertrauen, das der Schütze in sein Sportgerät aufbaut. Er weiß dann: das kann das Material leisten, nicht mehr und nicht weniger!

Wie oft muss ich zum Munitionstest?

Man geht, wenn der Vorrat zu Ende geht. In der Regel geht man 1-mal im Jahr hin. Direkt vor großen Wettkämpfen vermeiden wir Munitionstests und vertrauen auf das vorhandene, bewährte Material. Auch nehmen wir genug Munition mit und notfalls helfen wir unseren Kameraden – die ihre mal wieder vergessen haben – smile – mit Munition aus.

Einige Spitzen-Schützen, also solche mit sehr vielen Trainings- und Wettkampfschüssen, gehen mitunter auch während der Saison zum Munitionstest. Denn durch ständigen Gebrauch „verändert“ sich der Lauf und eine einst passende Munitions-Charge passt nicht mehr so ganz zum Zustand des Laufs.

Brauche ich für die Luftpistole leichtere Munition?

Etwa 80 % der heutigen Luftpistolen sind werksseitig auf die Standard-Diabolos mit ca. 0,53 g Gewicht eingestellt. Also die, die auch für das Luftgewehr benutzt werden. Ältere Luftpistolen (mit weniger Druck und noch nicht so weit entwickelten Absorbern) kommen besser mit den leichteren Diabolos (ca. 0,48 g) zurecht. Jedenfalls, wer die Gewichtsklasse wechselt, muss mit seiner Luftpistole zum Fachhändler, um den Absorber einstellen zu lassen. Nur dann kann ein Wechsel was Positives bewirken.

Lohnt sich bei selektierter Munition eine Subselektion von Luftgewehr-Diabolos über das Prüfgerät „Joker“?

Unserer Meinung nach nicht. Die benötigte Zeit zur Subselektion kann effektiver z.B. durch Training am Schießstand genutzt werden. Wichtiger ist, dass die selektierte Munition gewissenhaft für diese eine Waffe ausgesucht wurde und die Waffe und Munition “artgerecht” und gewissenhaft behandelt werden.

Manche spannen das (KK-) Gewehr bzw. die Pistole für den Munitionstest am Lauf ein, andere am Schaft. Was ist besser?

Das ist Glaubenssache. Wir können keinen Unterschied feststellen. Wenn es einen Unterschied geben sollte, ist er so klein, dass wir ihn nicht der Einspannmethode zuordnen können.

Was ist bei KK-Munitionstests zu beachten?

Den Lauf mit 20-30 Schuss warmschießen, erst danach mit den Tests beginnen. Den Lauf nicht heiß schießen, 300 Schuss am Tag aber sind kein Problem.

Muss ich den KK-Lauf während der Tests reinigen?

Nein. Nur bei sehr langen Testreihen kann man das machen. Nach dem Test, wie nach jedem Schießen, den Lauf mit Reinigungsschnur und Baumwolldochten durchziehen. Verschlechtert sich im Training die Schussleistung, den Lauf mit einer Messingbürste reinigen. Wird der Lauf eingeölt, muss er vor dem nächsten Training/Wettkampf mit 20 bis 30 Schuss eingeschossen werden. Erst danach hat er wieder seine alte Schussleistung.

Manche reinigen den Lauf beim Munitionstest, wenn sie Chargen eines anderen Herstellers testen wollen. Das mag sinnvoll sein, es reicht aber auch, den Lauf durch 20-30 Schuss, ohne sie zu werten, an die Munition anderer Hersteller „zu gewöhnen“.

Muss ich für lange Distanzen gesonderte Munitionstests machen?

Nein. KK-Munitionstests werden auf 50 m gemacht. Auf längeren Entfernungen, 100 m oder mehr, ergeben Munitionstests kein anderes Ergebnis. Das liegt daran, dass sich die Flugbahn des KK-Geschosses schon vor Erreichen der 50 m vollständig stabilisiert hat.

Ändert sich die Schussleistung bei extremen Außen-Temperaturen?

Ja. Wenn es draußen sehr heiß oder sehr kalt ist, kann das problematisch werden. Darum das Gewehr im Sommer nicht im Auto liegen lassen. Schwierig wird es für Biathlon-Schützen etwa in Skandinavien bei -20°C.

Manchmal sind KK-Patronen dabei, die sich schwergängig ins Patronenlager schieben. Hat das Einfluss auf die Treffsicherheit?

Nein. Schlechtere Treffer konnten wir nie der Schwer- oder Leichtgängigkeit zuschreiben. Das ist ja auch eine Frage der Hülse, nicht des Geschosses.

Mit meiner KK-Munition höre ich bei ca. jedem zehnten Schuss einen deutlich lauteren Knall – und der Schuss weicht deutlich von der Zehn ab. Woran könnte dies liegen?

Dieses Phänomen tritt bei Temperaturen auf, bei denen die Schallgeschwindigkeitsgrenze genau im Mittelwert der Geschossgeschwindigkeit liegt. D.h. einige minimal langsamere Schüsse sind “Unterschall” (unterhalb der Schallgrenze) und einige etwas Schnellere (es reichen 2-3 m/s schneller, was in der Toleranz liegt) sind “Überschall” (oberhalb der Schallgrenze) und dann kommt es zum Überschallknall. Man hört diesen Überschnallknall deutlich und ist im ersten Moment überrascht.

Wir haben dieses Phänomen auch am Teststand manchmal, wenn eben genau diese Grenztemperatur im Schusskanal herrscht. Treffpunktabweichungen können aber nicht festgestellt werden. Sollte das Phänomen temperaturunabhängig auftreten, melden Sie sich beim Kundendienst des Herstellers.

Wie lange halten sich LG- und KK-Munition?

Die Oberflächen beider Munitionsarten werden chemisch „passiviert“ und sind dadurch rostgeschützt.

LG-Munition, die in der Originalverpackung und bei nicht zu hoher Luftfeuchtigkeit (optimal 60 %) und bei normalen Temperaturen gelagert wird, hält sich unendlich.

KK-Munition hält sich in der Originalverpackung bei trockener Lagerung (ebenfalls 60 % Luftfeuchtigkeit) und gleichmäßig-moderaten Temperaturen mindestens 10 Jahre. Danach kann man sie noch als Übungsmunition verwenden. Zeigen sich Lagerungsspuren und wird man deshalb unsicher, sollte man KK-Munition über den Fachhändler entsorgen.

Wird Blei für LG- und KK-Munition für Sportschützen verboten werden?

Wenn Blei verboten wird, haben wir ein Problem. Es wird seit 10 Jahren nach einem gleichwertigen Material geforscht. Die Schussleistungen mit Blei-Ersatz sind aber immer noch deutlich schlechter als mit Bleimunition.

Der aktuelle Referentenentwurf der EU sieht Ausnahmen vom Bleiverbot vor: fürs Sportschießen auf geschlossenen Schießständen. Aber sicher kann man sich nicht sein. Darum sollte jeder die Lobbyarbeit der Sportschützenverbände gegen das Bleiverbot unterstützen.

Munitionstests schaffen Vertrauen

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